Am Abend des 9. Januar 2013 wurden Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez im kurdischen Informationsbüro in Paris auf kaltblütige Art und Weise ermordet. Die Täter sind in das Büro eingedrungen und haben die drei Kurdinnen durch mehrere Kopfschüsse regelrecht hingerichtet. Kurz darauf fand als Reaktion auf diesen Mord am 12. Januar in Paris eine Demonstration statt, an der sich zehntausende Menschen unterschiedlichster Herkunft beteiligten. Manche Quellen berichten sogar, dass es 100 000 gewesen seien. Auch wurden von vielen linken und fortschrittlichen Organisationen weltweit Grußbotschaften und Stellungsnahmen veröffentlicht, die alle ihre Anteilnahme ausdrückten.
In Stuttgart beschlossen wir als Offenes Treffen gegen Krieg und Militarisierung (OTKM) ebenfalls auf diesen dreifachen Mord zu reagieren und unsere Wut und Trauer mit der kurdischen Bevölkerung und den Angehörigen der ermordeten Revolutionärinnen zu teilen. Denn der Mord richtet sich direkt gegen den kurdischen Kampf um Selbstbestimmung und mehr Rechte. Die drei Frauen gehörten zur PKK, die im Gegensatz zu anderen Kräften in der Region weder reaktionär fundamentalistisch ist, noch für eine imperialistische Politik steht, sondern für Rätestrukturen, die Befreiung der Frau sowie die Partizipation der Bevölkerung.
Innerhalb einer Woche schaffte man es mit den kurdischen und linken türkischen Organisationen zusammen, am Samstag, den 19. Januar tausend Menschen auf die Straße zu mobilisieren.
Ab 13.30 Uhr begannen sich die DemonstrantInnen in der Lautenschlagerstraße zu sammeln. Gegen 14.30 Uhr begann die Auftaktkundgebung. Bei dieser ging eine Rednerin der Kurdischen Frauenbewegung in Europa auf die Rolle der drei Ermordeten ein und stellte die zentrale Bedeutung von Frauen im politischen Kampf dar. Weitere Reden kamen von der Partei DIE LINKE, DIDF, ADHK sowie dem Solikreis Stuttgart. Letztere thematisierte vor allem die Repression gegen die kurdische Bewegung in Europa und machte auf den aktuellen §129b Prozess vor dem Oberlandesgericht Stuttgart gegen zwei kurdische Aktivisten aufmerksam.
Als die DemonstrationsteilnehmerInnen sich in Bewegung setzten, stellten sich die kurdischen Frauen an den Anfang des Demonstrationszuges mit den Bildern der ermordeten drei Revolutionärinnen, Transparenten und verschiedenen Fahnen. Die Demonstration war durchgehend laut und kämpferisch. Die TeilnehmerInnen riefen gemeinsam Parolen auf kurdisch, deutsch und türkisch und an die PassantInnen wurden Flyer verteilt. Auch wurden immer wieder Durchsagen durch den Lautsprecherwagen gemacht, mit denen vermittelt werden sollte, was der Grund für die Demo war. Auf der Zwischenkundgebung gab es ein Gedicht von Yaşanacak Dünya, sprachen die MLPD, MLKP, BIR-KAR sowie ein Vertreter des Kurdischen Vereins.
Bei der Abschlusskundgebung am Stauffenbergplatz, wo auch das Mahnmal für die Opfer des Faschismus steht, wurde in Gedenken an die drei ermordeten Kurdinnen ein Kranz und rote Nelken niedergelegt sowie mehrere Kerzen angezündet. Nach einer Gedenkminute und den Reden vom Arbeitskreis Internationalismus Stuttgart und der Antikapitalistischen Linke München – die u.a. auf die Proteste gegen die Kriegstreiber-Konferenz (Nato-Sicherheitskonferenz) am 2. Februar einging – wurde die Versammlung aufgelöst.
Trotz der kurzen Mobilisierungszeit war die Demonstration erfolgreich und ein richtiger und notwendiger Schritt. Um einer Gesellschaft näher zu kommen, in der an der Stelle von Ausbeutung und Unterdrückung Solidarität und Gleichberechtigung stehen, gehört unsere internationale Solidarität dazu.
Denn: Solidarität ist unsere stärkste Waffe gegen die Herrschenden!
Sakine, Fidan, Leyla – ihr seid nicht vergessen! Ihr werdet in unseren Kämpfen weiterleben!Hoch die internationale Solidarität!
Den Aufruf zur Demonstration
Bericht und einige Bilder der Demonstration
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