Am 10. und 11. Februar 2017 fanden am Alexanderplatz die „Ausbildungstage“ des Berliner Verlages statt, auf denen sich Schüler*innen und Eltern über verschiedene Berufe und Ausbildungen informieren konnten. Als einer von knapp 30 Ausstellenden präsentierte sich auch die Bundeswehr mit einem Infostand als Ausbildungsbetrieb. Doch die Bundeswehr konnte ihre Propaganda nicht ungestört verbreiten. Am 11. Februar ist die Agentur für Abrüstung gegen die Präsenz der Bundeswehr auf dem Messegelände aktiv geworden.
Mit blauen Overalls und Werkzeug ausgerüstet, haben antimilitaristische Aktivist*innen den Bundeswehrstand gekennzeichnet als einen Ort, der aus Sicherheitsgründen demontiert werden muss. Hierfür wurde der Stand mit einem weiß-roten Band abgesperrt, Propagandatafeln wurden überhängt und als „demilitarisiert“ gekennzeichnet und Teile des Infostandes abgebaut. Propagandabroschüren der Bundeswehr wurden eingesammelt und nach der Aktion fachgerecht entsorgt. Während der Aktion wurden die Besucher*innen der Ausbildungstage über Durchsagen per Megafon sowie durch Flyer über die Aktion und die von der Bundeswehr ausgehenden Gefahren informiert. Es gab mehrere positive Reaktionen der Besucher*innen auf die Aktion. Das Personal des Veranstaltungsortes versuchte, die Aktivistin*innen an der Durchführung der Aktion zu hindern, was ihnen jedoch nicht gelang. Auch wurde die Polizei gerufen, welche jedoch erst eintraf, nachdem die Aktivist*innen die Aktion erfolgreich beendet und den Ort bereits verlassen hatten.
Die Bundeswehr hat versucht, den Ausbildungstag zu nutzen, um für eine Ausbildung bei der Bundswehr zu werben. Der Werbeoffensive der Bundeswehr auf Ausbildungsmessen und an allen anderen Orten muss entschiedener antimilitaristischer Protest entgegengesetzt werden!
Text des verteilten Flyers:
Bundeswehr: Töten und Sterben ist keine Berufsperspektive!
Liebe Besucher*innen des Ausbildungstags des Berliner Verlags, wir sind die Agentur für Abrüstung. Wir sind hier weil sich auf dem Gelände ein Ort befindet, von dem eine erhebliche Gefahr ausgeht und von dem Sie sich nach Ihrem Schulabschluss unbedingt fernhalten sollten. Es handelt sich um den Stand der Bundeswehr. Wir bitten Sie, diesen Bereich umgehend zu verlassen und einen großräumigen Sicherheitsabstand einzuhalten, damit wir mit der Demilitarisierung durch Demontage beginnen können.
Regelmäßig wirbt die Bundeswehr auf Messen wie dieser und anderswo für Ausbildungs- und Berufschancen bei der Bundeswehr. Sie stellt sich dabei als „attraktiver Arbeitgeber“ dar und lockt mit „Karrierechancen“. Soldat*in ist aber kein Ausbildungsberuf wie jeder andere, sondern eine Ausbildung im Töten und getötet werden. Das Militär ist auch kein Betrieb wie jeder andere, sondern eine hierarchische Institution. Mit dem Eintritt in die Bundeswehr ist der Verzicht auf wesentliche Grundrechte, wie das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit verbunden. Viele Soldat*innen leiden nach Auslandseinsätzen unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Die freie Meinungs- und Willensbildung wird beschränkt und Gehorsamsverweigerung bestraft. Bei der Bundeswehr sind Homophobie und Sexismus weit verbreitet und Demütigungen, sexuelle Belästigungen, Beleidigungen und Schikanen keine Seltenheit. Neben den eigenen Grundrechten und der eigenen körperlichen Unversehrtheit wird aber vor allem das Leben von anderen Menschen aufs Spiel gesetzt. Die Bundeswehr beteiligt sich weltweit an Kriegseinsätzen, welche den wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen der Bundesrepublik, wie der Sicherung von Rohstoffen und Handelswegen und dem Zugang zu Märkten dienen und nicht der Bevölkerung in den jeweiligen Ländern.
Soldat*in ist ein Beruf, dessen Ausübung nur Opfer und Leid bei allen Beteiligten zur Folge hat. Wir wollen nicht stillschweigend akzeptieren, dass die Bundeswehr hier oder anderswo junge Menschen mit verharmlosenden Werbestrategien zu rekrutieren versucht.
Kein Werben fürs Töten und Sterben!
Krieg ist keine Berufsperspektive!
Bundeswehr abschaffen!
Quelle