Am 03. Juli 2012 wurde in Stuttgart auf der Bildungsmesse Vocatium eine Protestaktion gegen einen Bundeswehrstand durchgeführt. Die Messe fand in der Hanns-Martin-Schleyer Halle statt, die nach dem gleichnamigen früheren SS-Mitglied und Arbeitgeberpräsident benannt wurde. Die AktivistInnen versammelten sich vor dem Bundeswehrstand, mit 7 Jugendoffizieren und Wehrdienstberatern, und machten mit einer Rede, Flyern und einem Transparent auf den Stand aufmerksam. Außerdem wurde das Werbematerial der Bundeswehr in einen Müllsack entsorgt. Die von der Bundeswehr herbeigerufenen Securitys waren mit der Situation sichtlich überfordert und haben mit Unwissenheit geglänzt. Sie wussten weder was ein Hausverbot ist, noch wie man es erteilt. Bis der Oberguru auftauchte versuchten die bereits anwesenden mit Sprüchen, wie „sie können das Plakat“ (gemeint ist Transparent) „jetzt wieder einpacken“, oder „das bringt doch eh nichts“, die AktivistInnen zum gehen zu bewegen. Einer der AktivistInnen wurde von einem Security, der handgreiflich wurde, mit den Worten „wenn du noch einen Flyer verteilst, kriegst du eine auf die Fresse, du Arschloch“ bedroht. Nach ca. einer halben Stunde wurde vom Boss ein Hausverbot erteilt. Vor dem Eingang der Messe wurden dann noch Flyer verteilt und noch ein paar Gespräche mit MessebesucherInnen geführt.
Nach der Abschaffung der Wehrpflicht, ist die Bundeswehr auf immer mehr Werbung angewiesen um RekrutInnen zu gewinnen. Egal ob auf Bildungsmessen, in Schulen, Bundeswehrgelöbnissen, sonstigen Veranstaltungen, Zeitungen oder anderen Medien, überall wirbt die Bundeswehr immer aggressiver. Dabei geht es ihr auch darum, den Rückhalt und die Akzeptanz in der Bevölkerung für die eigenen Einsätze zu sichern. Für AntimilitaristInnen muss dabei klar sein, je mehr die Bundeswehr in der Öffentlichkeit wirbt, desto stärker müssen wir sie bekämpfen.
Insgesamt kann man die Aktion als erfolgreich bewerten. Die Messebesucher haben die Flyer interessiert entgegengenommen und die Aktion positiv aufgenommen. Um längerfristig erfolgreich zu sein gilt es überall wo die Bundeswehr in der Öffentlichkeit auftritt, sie daran zu stören ihre Propaganda zu verbreiten!
Nun der Text der Rede:
Hallo Besucher und Besucherinnen der Vocatium Bildungsmesse,
wir sind heute hier, weil die Bundeswehr auf der Bildungsmesse Vocatium einen eigenen Stand hat. Töten ist jedoch kein Beruf und deshalb hat die Bundeswehr auf einer Bildungsmesse nichts zu suchen.
Seit dem 1. Juli 2011 ist die Wehrpflicht abgeschafft und dass ist auch erstmal gut so. Doch nun versucht die Bundeswehr eine schlagkräftigere und einsatzfähigere Armee aufzustellen, die die deutschen Interessen und Rohstoffflüsse weltweit sichern soll. Doch da knapp 30 Prozent der im Juli angeworben Bundesfreiwillendienstleistenden der Bundeswehr nach 6 Monaten den Rücken kehren, geht ihnen der Nachwuchs aus. Seitdem versucht die Bundeswehr vermehrt mit ihrem neuen Slogan „Bundeswehr: Wir dienen Deutschland“, Nachwuchs zu rekrutieren. So sind allein dieses Jahr 29 Millionen Euro für Nachwuchswerbung vorgesehen. Ob auf Messen, in Schulen, in Schülerzeitungen, im Internet, im Kino, im Fernsehen, auf Plakaten, bei Sportveranstaltungen, die Bundeswehr wirbt überall.
Wenn man sich jedoch rekrutieren lässt und länger wie 11 Monate bei der Truppe bleibt, kann man bei Kriegshandlungen im Ausland eingesetzt werden. Doch wer will das schon, wenn man über folgendes bescheid weiß. So sind bis jetzt über 50 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ums Leben gekommen und im Jahr 2011 kamen 922 Bundeswehrsoldaten traumatisiert aus einem Auslandseinsatz zurück. Auch wurde festgestellt, dass jeder fünfte im Ausland verstorbene Soldat Selbstmord beging. Ebenso erschreckend ist die Tatsache, dass im September 2009 auf Befehl eines Bundeswehroberst mehr als 140 Zivilisten ermordet wurden. Soldat sein heißt also, den Befehlen zu gehorchen und Menschen zu ermorden.
Zudem ist die Frauendiskriminierung in der Bundeswehr keine Seltenheit, wie es auch in offiziellen Wehrberichten beschrieben wird.
Lasst die Finger von der Bundeswehr und glaubt nicht den Jugendoffizieren und Wehrdienstberater die versuchen die Bundeswehr in ein möglichst gutes Licht zu rücken. Geht also keine Verträge mit der Bundeswehr ein, welche euch Jahre an die Bundeswehr bindet und es sehr schwierig ist dort wieder herauszukommen. Denn „Etwas Besseres als den Tod findest du überall“!
Für mehr zivile Ausbildungsp lätze mit garantierter Übernahme!
Für eine solidarische Welt ohne Krieg und Ausbeutung!!!
Quelle | Bericht & Bilder