Wie an Silvester üblich, zogen auch dieses Jahr in mehreren Städten Revolutionär:innen vor die Knäste um die dort einsitzenden Gefangenen zu grüßen und das neue Jahr kämpferisch zu beginnen. In Stuttgart hat der Knastspaziergang eine lange Tradition, die bis zur Solidaritätsbewegung mit den in Stammheim einsitzenden Genoss:innen der RAF zurückreicht. Es ist also klar, dass es gerade in einem Jahr der Repression, wie es 2021 war, wichtig ist, diese Tradition fortzuführen. Die Hafturteile gegen Dy und Jo und die Inhaftierung von Findus sind der vorläufige Höhepunkt einer Repressionswelle gegen Antifaschist:innen und Revolutionär:innen in Stuttgart. Dieser Repression kollektiv zu begegnen, einen offensiven Umgang mit dem Kampf zu finden, den der Staat uns mit der Inhaftierung von immer mehr Genoss:innen aufzwingt und den Kampf gegen Faschismus, Patriarchat, Kapitalismus und Imperialismus, und für eine neue Gesellschaft nicht nur weiterzuführen, sondern zu intensivieren ist unsere Aufgabe für die kommende Zeit.
Bereits am frühen Abend des 31. Dezember besuchten einige Aktivist:innen die JVA Heimsheim und schickten dem dort inhaftierten Antifaschisten Findus ihre Neujahresgrüße mit Parolen und Feuerwerk. Um 23:15 Uhr begann dann der Knastspaziergang in Stuttgart Stammheim. Die Bullen hatten zwar einen Großteil der JVA und das Oberlandesgericht mit seinen frischen Farbklecksen abgegittert und zwei Wasserwerfer aufgefahren, hielten sich sonst aber weitestgehend zurück. Um die 80 Teilnehmer:innen des Knastspaziergangs zogen mit lauten Parolen an die Hinterseite der JVA. Dort wurde dann das neue Jahr für die Gefangenen sicht- und hörbar mit Feuerwerk und Parolen eingeleitet. Auch wenn die Bullen das komplette Umrunden der JVA verhinderten und insbesondere den Bereich um das Oberlandesgericht abgegittert hatten, war es nach den Jahren 2019 und 2020 in denen an Silvester selbst kein selbstbestimmter Protest in Stammheim möglich war, ein Erfolg, dass wir dieses Jahr wieder in Hörweite der Gefangenen gelangen konnten. Ob das mit dem späteren Beginn des Knastspaziergangs, der allgemeinen politischen Lage oder auch mit den Erfahrungen des letzten Jahrs in dem die Bullen mit ihrer Null-Toleranz Linie nicht verhindern konnten, dass der Knastspaziegang einen Tag später stattfand, zusammenhängt, wollen wir an dieser Stelle nicht spekulieren. Klar ist, dass wir in unserem Kampf für eine bessere Gesellschaft niemals auf die Bullen und ihr Handeln vertrauen sollten. Wenn es darum geht echte Gegenmacht von unten zu schaffen, müssen wir auf unsere eigene Stärke bauen. Eindrucksvoll zeigten das bereits am 29. Dezember um die 100 Leute, die selbstbestimmt und unangekündigt um die JVA Stammheim zogen und die Gefangenen mit Parolen und Feuerwerk grüßten, bevor sie unbehelligt von den Bullen wieder abzogen und beim Weggehen wohl auch das Oberlandesgericht mit etwas Farbe eindeckten.
Auf ein revolutionäres Jahr 2022 – Gegenmacht statt Ohnmacht!
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