Am 21. April traute sich die Bundeswehr wiedermal mit einem Stand auf eine Bildungsmesse in Stuttgart. Auf Grund der vergangenen Gegenproteste von ähnlichen Bundeswehrauftritten wird diese, wie auch die Messeleitungen, zunehmend nervöser. So ist es nun bei den Veranstaltern angekommen, dass Events bei denen die Bundeswehr mit dabei ist nur unter dem Schutz zahlreicher Sicherheitskräfte in Uniform und zivil durchführbar sind. Rund ein Dutzend AntimilitaristInnen zeigten auch heute ihren Unmut und ihr Missfallen gegen die Präsenz des deutschen Militärs auf der so genannten Stuzubi Messe.
Einige wurden beim Betreten des Messegebäudes von Sicherheitskräften in eine stille Ecke gebeten, um dort mit ihnen auf Tuchfühlung zugehen. Auch in dem Gebäude ließen die Sicherheitskräfte nicht locker und verfolgten einige BundeswehrgegnerInnen sogar bis auf die Toilette. Trotz dieser schikanösen Kontrollen gelang es ein Transparent und Informationsflyer zum Militärstand zubringen.
Die Flyer konnten vor dem Kriegspropagandastand zahlreich verteilt werden, das Aufspannen des Transparents war wegen dem Einsatz der Sicherheitskräfte nicht möglich. Die Szenerie die sich den MessebesucherInnen bot, entsprach dem Gegenteil wie sich die Bundeswehr auf der Messe gerne präsentiert hätte. Wenn eine Bildungsmesse nur unter massivem Einsatz von Sicherheitskräften durchgeführt wird, ist das genau so „normal“ wie ein Arbeitsplatz bei der Bundeswehr und zeigt gleichzeitig die Angst der Bundeswehr bei einer inhaltlichen Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit den Kürzeren zu ziehen.
Deswegen wurden auch heute Hausverbote ausgesprochen, die AktivistInnen einzeln aus dem Gebäude geleitet und vom Gelände verwiesen.
Natürlich ist es positiv zu bewerten, dass erneut verdeutlicht wurde, dass Militärpropaganda nichts in unserem Alltag verloren hat. Schöner wäre es aber natürlich (auch für die Messeveranstalter), wenn die Bundeswehr einfach gleich draußen bleiben würde. Solange dies aber nicht der Fall ist, gilt das Zitat eines anwesenden Oberfeldwebels: „die Linken [AntimilitaristInnen], die kommen mittlerweile auf jede Messe“! Genauso ist es!
Gegen Krieg und Militär! Bundeswehr raus aus dem öffentlichen Raum!
Den Kriegsnormalzustand durchbrechen!
Text des verteilten Flyers:
„Bundeswehr: Wir.dienen.Deutschland.“?­
Bundeswehr: Wir.töten.für.Deutschland!
Dies ist der neue Slogan der Bundeswehr. Seit 1. Juli 2011 ist die Wehrpflicht ausgesetzt. Dies ist gut für Euch, da Ihr keinen Zwangsdienst mehr verrichten müsst. Das Problem ist nur: Der Bundeswehr geht der Nachwuchs aus.  27,7 %  der am 1.7.11 angeworbenen Bundesfreiwilligendienstleitsenden haben der Bundeswehr in den ersten 6 Monaten den Rücken gekehrt, doch besser ist es erst  überhaupt nicht zu der Armee zu gehen. Wer länger wie 11 Monate bei der „Truppe“ bleibt, kann in Auslandseinsätze kommandiert werden. Die Bundeswehr soll schlagkräftiger werden um deutsche Interessen und Rohstoffflüsse weltweit zu sichern. Dabei wird die Werbung der Armeerekrutierer quantitativ höher und aggressiver. So auch heute hier auf der Stuzubi-Bildungsmesse mit eigenen Stand, Töten ist kein Beruf und deshalb hat die Bundeswehr auf einer Bildungsmesse nichts zu suchen, genauso wie es den Beruf des Henkers in Deutschland nicht mehr gibt. Soldat sein heißt Befehlen zu gehorchen, im Gleichschritt zu marschieren und auch auf Menschen zu schießen. Denn „Etwas Besseres als den Tod findest du überall“!Am Stand werden „coole“ Jugendoffiziere und Wehrdienstberater unter der Leitung von Oberleutnant Mandel versuchen, die Bundeswehr in ein möglichst gutes Licht zu rücken. Denn die Bundeswehr sucht Händeringend Offiziere, Feldwebel oder Unteroffiziere natürlich alles auf Zeit, sogenannte Knebelverträge, wo ihr euch über Jahre an die Bundeswehr bindet, jüngste Beispiele zeigen das es sehr schwierig ist da wieder heraus zukommen.
Folgendes werden sie euch bestimmt nicht erzählen: 

  • dass Ihr bei einer Offiziers- und Berufsausbildung bei der Bundeswehr bis zu 12 Monate in Auslandseinsätze geschickt werdet.
  • dass bis jetzt über 50 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ums Leben kamen.
  • dass viele aus den Auslandseinsätzen traumatisiert zurückkommen, offiziell 922 (Stand 2011).
  • dass Jeder 5. im Ausland verstorbene Soldat Selbstmord beging.
  • dass die Zahl der Kriegsdienstverweigerungen bei Berufssoldaten 2011 auf 593 gestiegen ist, 2006 waren es noch 15 (Stuttgarter Zeitung).
  • dass mehr als 140 Zivilisten auf Befehl eines Bundeswehroberst am 04.09.2009 ermordet wurden.
  • dass deutsche Soldaten in Afghanistan auch auf Zivilisten schießen und töten.
  • dass immer noch 33 Bundeswehrkasernen nach Wehrmachtsgenerälen benannt sind.
  • dass sich die BRD mit dafür eingesetzt hat, die UNO Kinderrechtskonvention 2002 aufzuweichen und es erlaubt, dass schon 16-Jährige zur Armee (Kindersoldaten) dürfen.
  • dass Frauendiskriminierung in der Bundeswehr keine Seltenheit ist, wie es in den offiziellen Wehrberichten beschrieben wird.
  • dass es Aufnahmerituale gibt, bei denen Rekruten gezwungen werden, Alkohol bis zum Erbrechen zu trinken und rohe Schweineleber zu essen (siehe Wehrbericht).
  • dass in Deutschland 31,87 Milliarden Euro für das Militär 2012 ausgegeben werden sollen, die in Deiner Schule/Uni oder Deinem Jugendclub sicher besser und nachhaltiger an gelegt wären.

Um Euch doch positiv zu stimmen und dennoch weiterhin Nachwuchs zu rekrutieren, scheut die Bundeswehr auch keine hohen Geldausgaben. So sind dieses Jahr allein 29 Millionen Euro für Nachwuchswerbung vorgesehen. Ob auf Messen, in Schülerzeitungen, im Internet, im Kino, im Fernsehen, auf Plakaten, bei Sportveranstaltungen…überall wirbt die Bundeswehr.Seit Anfang der 90er Jahre führt die Bundeswehr Auslandseinsätze durch. Im März 2012 befanden sich 7393 Soldaten (Stand 07.03.2012, Homepage der Bundeswehr) im  Auslandseinsatz. Dafür braucht die Bundeswehr Rekruten und vor allem Akzeptanz in der Bevölkerung. Nach einer Meinungsumfrage der ARD von September 2011 lehnen  66 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung den Afghanistaneinsatz ab.Auch aus diesem Grund kommen Jugendoffiziere zu Vorträgen oder mit dem bundeswehreigenen Strategiespiel „POL&IS“ in die Schulen, um Auslandseinsätze und Krieg zu rechtfertigen. Auch das Verteidigungsministerium bringt zusammen mit der FDP-nahen Stiftung die Schulmaterialien „Politik und Sicherheit“ heraus, im Mai diesen Jahres z. B. mit dem Arbeitstitel „Wann ist Krieg erlaubt?“. Friedenserziehung sieht anders aus.
Du willst keine Bundeswehr und Bundeswehrwerbung an Deiner Schule und möchtest dagegen aktiv werden? Wir unterstützen Dich und Du kannst gerne bei uns mitmachen. Wir sind vom „Offenen Treffen gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart“, kurz OTKM (www.otkm-stuttgart.tk). Unsere monatlichen Treffen finden immer am 1. Montag im Monat  um 19.00 Uhr im Linken Zentrum Lilo Hermann, Böblinger Straße 105, 70199 Stuttgart statt.
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