Mit dem Ziel, unserer Solidarität Ausdruck zu verleihen und um auf die Situation in Kobanê aufmerksam zu machen, hatte das Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart in einem breiten Bündnis die Kampagne „Stoppt den IS – Solidarität mit Rojava“ gestartet. Die Kampagne mündete am heutigen Samstag in einer Großdemonstration durch die Stuttgarter Innenstadt mit an die 15 000 Teilnehmenden. Zu der Demonstration wurde süddeutschlandweit mobilisiert.
1.November: Internationaler Solidaritätstag mit Kobanê
Die Demonstration, die schon seit geraumer Zeit angesetzt war, fiel – nach seiner Ausrufung vor ca. einer Woche – mit dem „Internationalen Aktionstag für die Solidarität mit Kobanê“ zusammen. Das breite Bündnis vergrößerte sich dadurch um mehrere UnterstützerInnen und einige mobilisierungsstarke Gruppen. Der Lautsprecherwagen im vorderen Bereich sorgte für gute inhaltliche Beiträge und Musik während der gesamten Demonstration. Die Ansprachen und die Moderation wurde sowohl auf Türkisch als auch auf Deutsch gehalten.
Die Demonstration wurde mit einer gemeinsamen Begrüßungsrede des Bündnisses an der Lautenschlagerstraße initiiert. Während der Demonstration gab es immer wieder kleinere Durchsagen auf Türkisch, Kurdisch und Deutsch. Auf der Abschlusskundgebung sprach unter anderem Heike Hänsel von der Linken, ein Teilnehmer der Rojava-Delegation der YXK, der stellvertretende Sprecher des kurdischen Dachverbandes Nav-Dem, ein Sprecher der PYD und eine aufgenommene Grußbotschaft der Revolutionären Aktion Stuttgart. Abschließend gab es ein Konzert mit einem griechischen Musik-Kollektiv und Grup Haykiris (Linke-Türkische-Band).
Neben der zentralen Thematisierung des unerschütterlichen Widerstandes der in Rojava lebenden Bevölkerung und den Verteidigungseinheiten (YPG und YPJ), ging die Moderation auch auf die Entstehung des IS, die Finanzierung und Verstrickung der geldgebenden Länder Saudi-Arabien und Katar sowie auf die geostrategischen und politischen Interessen der Türkei in dem Konflikt ein. Ein weiterer Schwerpunkt setzten die Moderierenden auf die Rolle der imperialistischen Länder Deutschland und USA. Begleitend hierzu wurde massig Material der einzelnen Gruppen am Rande der Demonstration verteilt und durch türkische, kurdische und deutsche Musikbeiträge ergänzt. Während der Demonstration konnten Spenden für Kobanê im Wert von ca. 3 500 Euro gesammelt werden.
Ein Rückblick auf die Kampagne „Stoppt den IS – Solidarität mit Rojava“
Auf der Straße – für Kobanê
Kobanê ist eine, an der türkischen Grenze gelegene, Stadt im Norden Syriens. In der Region haben die Menschen ihr Leben in die eigene Hand genommen und mit dem Aufbau von Selbstverwaltungsstrukturen begonnen. Von Beginn an war dieses fortschrittliche Projekt von mehren Seiten bedroht. Insbesondere in den vergangenen Monaten hat sich jedoch der Islamische Staat (IS) als der gefährlichste Gegner herausgestellt. Als Reaktion auf den Anstieg von Angriffen auf Kobanê wurde in Stuttgart eine Mahnwache errichtet, an der sich konstant dutzende Personen beteiligten. Von dieser Mahnwache aus wurden mehrere spontane Demonstrationen durchgeführt, an welchen sich zum Teil bis zu 500 AktivistInnen anschlossen Dabei wurden immer wieder zentrale Kreuzungen der Stuttgarter Innenstadt blockiert.
Besetzungen und Kundgebungen in Stuttgart
Während der Proteste in den vergangenen Wochen wurde auch der Stuttgarter Flughafen durch eine Gruppe von Frauen besetzt. Die Auflösung ihrer Besetzung war an die Forderung gekoppelt Gespräche mit der Presse führen zu können, um der einseitigen Berichterstattung der deutschen Medienlandschaft ihre eigene Darstellung zur Situation in Kobanê darzulegen. Nur wenige Tage später kam es nach einer Spontandemonstration über die komplette Königstraße zu einer halbstündigen Besetzung der U-Bahngleise am Stuttgarter Hauptbahnhof. Es waren Aktivitäten wie diese, die der Kampagne eine durchgehende Präsenz, bis in die bürgerlichen Medien hinein, gaben und dafür sorgten, dass die aktionistische Stimmung keine Dämpfung erlebte.
Zusätzlich gab es zudem, nicht weit der Mahnwache, am 10. Oktober eine weitere Kundgebung. Die ca. 100 Menschen wurden durch die auf einer Wäscheleine befestigte Ausstellung von Tatort Kurdistan, die in den Boden aufgestellte Schilder und den blutverschmierten Tüchern angelockt. Die Livemusik rundete die Kundgebung ab und so fand mit zahlreichen der PassantInnen ein angeregter Austausch statt.
Inhaltliche Veranstaltungen zu Rojava
Am 25. Oktober lud das OTKM ins Delphi-Arthaus-Kino in Stuttgart ein und zeigte den Film „The Silent Revolution“ der zwei baskischen Filmemacher David Meseguer und Orio Graciá. Der Film gab einen sehr persönlichen Eindruck über die Entwicklung in Rojava, wobei er sich hauptsächlich auf die Entwicklung einer kulturellen Identität konzentrierte.
Einen Tag später gab es eine mit knapp 200 Menschen eine gut besuchte Infoveranstaltung in der Raichberg Realschule in Stuttgart-Ost. Zu der Infoveranstaltung waren zwei Referenten eingeladen – der türkische Nah-Ost-Experte Haluk Gerger und Tobias Pflüger von der Informationsstelle Militarisierung und stellvertretender Vorsitzender der Linkspartei – die über unterschiedliche Aspekte der Situation in Rojava und Kobanê referierten.
Um die Mobilisierung in der heißen Phase kurz vor der Demonstration noch einmal zu pushen, gab es am 30. Oktober noch einmal eine Kundgebung auf dem Marienplatz. Wieder konnten mit Reden, der Ausstellung und der Installation aus Leinentüchern viele Menschen erreicht werden.
AUFRUFE:
Bündnisaufruf | Aufruf zum Weltweiten Aktionstag
MOBILISIERUNGSVIDEOS:
Mobivideo 1 | Mobivideo 2
BERICHTE VON SOLIDARIÄTSAKTIONEN IM VORFELD IN STUTTGART
04. Oktober 2014: Solidaritätsdemo und Sponti in Stuttgart | Halte Stand Kobane
06. Oktober 2014: Solidaritätsdemo durch Stuttgarter Innendstadt | IS raus aus Kurdistan
07. Oktober 2014: Kundgebung und Spontandemos
07. Oktober 2014: Gleisbesetzung und Spontandemo in Stuttgarter Innenstadt
09. Oktober 2014: Solidaritätsdemo „Halte Stand Kobane“
10. Oktober 2014: Kundgebung „Stoppt den IS – Solidarität mit Rojava“ auf dem Schlossplatz
25. Oktober 2014: Filmvorführung des Dokumentarfilms „The Silent Revolution“ im Delphi-
Arthaus Kino in Stuttgart
26. Oktober 2014: Infoveranstaltung mit Haluk Gerger und Tobias Pflüger zu Rojava
30. Oktober 2014: Kundgebung „Stoppt den IS – Solidarität mit Rojava“
Solidaritätsaktionen am internationalen Tag „Internationale Solidarität mit Rojava“
Deutschland
Nürnberg, Frankfurt, Berlin, Köln, Düsseldorf, Hannover, Bielefeld, Bremen, Hamburg, Leipzig, , Erfurt, Marburg, Saarbrücken, Bad Neuenahr, München, Göttingen, Freiburg
Europa
Frankreich (in 9 Städten), Italien (in 15 Städten), Großbritannien (in 6 Städten), Niederlande, Belgien, Schweiz, Österreich (in 4 Städten), Tschechien, Spanien sowie dem Baskenland und Katalonien, Portugal, Schweden (in 5 Städten), Finnland, Norwegen, Dänemark, Griechenland,Zypern.
Weltweit
In Argentinien, Ecuador, Honduras, Venezuela, Chile, Australien (in 5 Städten), Kanada (in 3 Städten), USA (in 4 Städten), Indien (6 Städte), Pakistan, Afghanistan und Südafrika, Russland. Auch in Südkurdistan/Nordirak (Hewler, Erbil und Suleymania) und Nordkurdistan (Ost-Türkei) sowie der Türkei werden morgen in dutzenden Städten Menschen für die Solidarität mit Kobanê auf die Straßen gehen.
Weitere Infos: www.otkm-stuttgart.tk
Internationale Solidarität aufbauen!