Am 8. März 2019, dem internationalen Frauentag, gingen bei einer Demonstration des Aktionsbündnisses 8. März mehr als 600 AktivistInnen und Frauen aus Betrieben auf die Straße. Sie demonstrierten für Frauenrechte und gegen jede Form von Ausbeutung, Benachteiligung und Unterdrückung. Leider gelang es nicht, unsere Demonstration mit einer weiteren parallel statt findenden 8. März Demo zu verbinden.
Das Aktionsbündnis 8. März, bestehend aus Gewerkschaften, antifaschistischen, antimilitaristischen, revolutionärern und klassenkämpferischen Initiativen sowie mehreren Parteien, hatte zu den Protesten aufgerufen. Denn auch hier in Deutschland sind wir von wirklicher Gleichberechtigung weit entfernt. So verdienen Frauen im Durchschnitt 22 Prozent weniger als Männer und auch Gewalt an Frauen ist Alltag. Jede vierte bis fünfte Frau hat bereits körperliche oder sexualisierte Gewalt erfahren und jeden zweiten bis dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner umgebracht.
Bereits am Nachmittag versammelten sich zahlreiche Frauen in der Stuttgarter Innenstadt. Um 17 Uhr wurde der Schlossplatz 100 Sekunden mit einem ohrenbetäubenden Lärm erfüllt. Mit Trillerpfeifen, Tröten und der eigenen Stimme protestierten Frauen dagegen, dass sie am Tag 100 Minuten mehr arbeiten müssen, um das gleiche Gehalt wie Männer zu verdienen. Die Aktion „100 Sekunden laut“ wurde zeitgleich auch in anderen Städten durchgeführt.
Im Anschluss zogen hunderte Menschen mit Trommeln und Parolen bei einer Spontandemonstration durch die Königstraße zu Primark, wo einige Frauen mit dem Straßentheater „Aktion saubere Kleidung“ die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie anprangerten.
Nach der Auftaktkundgebung am Rotebühlplatz gingen die DemonstrantInnen kämpferisch und laut Richtung Breuninger. Mit einer Schilderaktion bei Kaufhof wiesen sie auf die prekären Beschäftigungsverhältnisse von Frauen im Einzelhandel hin und solidarisierten sich mit den Beschäftigte. Viele Frauen sind heute dazu gezwungen, mehrere Jobs anzunehmen, um über die Runden zu kommen. Deswegen ist es notwendig, dass sich Frauen betrieblich engagieren und Arbeitskämpfe organisieren. Denn ohne die unbezahlte Hausarbeit und schlecht bezahlte Lohnarbeit der Frau wäre ein Fortbestehen des kapitalistischen Systems, indem der Profit für wenige an erster Stelle steht, nicht möglich.
Am Schlossplatz hämmerten Aktivistinnen Schilder in die Wiese. Sie zeigten, dass nicht nur in Stuttgart, sondern international Frauen für ihre Rechte kämpfen. In den letzten Jahren streikten Millionen Frauen unter anderem in Spanien und Argentinien und legten neben der Lohnarbeit auch die unbezahlte Haus- und Erziehungsarbeit nieder. In Polen verhinderten zehntausende Frauen die Verschärfung eines Abtreibungsparagraphen. Auch der immer noch bestehende Paragraph 219a ist Ausdruck dafür, dass in Deutschland die Frau ebenfalls nicht selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden darf. Mit einer Transpiaktion auf der Route wurde darauf aufmerksam gemacht.
Lautstarken Protest auf die Straße zu tragen, ist für viele Frauen nicht möglich. An die, die nicht bei uns sein können, weil sie ermordet wurden, in Gefängnissen sitzen, in der Illegalität sind oder unterdrückt werden, wurde mit einer Schweigeminute gedacht sowie Nelken und Kerzen aufgestellt. Anschließend wurde darauf eingegangen, dass Frauenunterdrückung Teil des Kapitalismus ist und Befreiung nur durch dessen Überwindung möglich ist.
Dass wir heute, am 8. März auf die Straße gehen, haben wir auch unseren Vorkämpferinnen wie Clara Zetkin zu verdanken. 1907 war sie es die sich beim internationalen SozialistInnenkongress in der Stuttgarter Liederhalle dafür einsetzte, das in allen Kämpfen für die Demokratisierung des Wahlrechts die Forderungen des allgemeinen Frauenwahlrechts integriert und verflocten wird. Deshalb benannten Aktivistinnen zum Abschluss den Platz vor dem DGB-Haus in Clara-Zetkin-Platz um. Ein Raum wurde Rosa Luxemburg gewidmet.
Anschließend klang der Abend bei Musik, Essen, Getränken und Gesprächen aus.
Kämpferisch haben wir am 8.März unsere Forderungen auf die Straße getragen. Gemeinsam mit Frauen aus Betrieben, AktivistInnen und GewerkschafterInnen haben wir gezeigt, dass Ausbeutung und Unterdrückung kein individuelles Problem sind. Deswegen wollen wir uns auch über den 8. März hinaus für Selbstbestimmung und Frauenkampf engagieren. Es ist wichtig, dass wir uns organisieren und uns für eine solidarische und gerechte Gesellschaft einsetzen.
Deswegen kommt zu unserem nächsten Treffen am 22. März um 18.30 Uhr im DGB-Haus.
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