In Stuttgart-Vaihingen ist das Geballer von der örtlichen Schießanlage schon länger ein Ärgerniss und immer mehr AnwohnerInnen beschweren sich über die Schüsse in ihrer Nachbarschaft. Viele VaihingerInnen gingen erstmal davon aus, dass die Schüsse vom EUCOM ausgehen. Das European-Command, eines der fünf Kontinentalzentren der US-Army, hat schließlich seinen Sitz in der Patch Barracks in Vaihingen. Tatsächlich stammt das Geballer aber von der Bundeswehr-Schießanlage „Im Bernet“, versteckt im Wald hinter der US-Kaserne.
Nicht „nur“ Lärmbelästigung
Dass sich die AnwohnerInnen von den Schüssen gestört fühlen ist mehr als verständlich: Wer will schon ständig Mordsgeräusche bis Spätabends in der Nachbarschaft? Da hilft es auch nicht dass die bis heute gültigen Nutzungsbestimmungen der Schießanlage 1938 festgelegt wurde als dort noch die Wehrmacht trainierte. Die Kritik allein auf Grund der Lärmbelästigung greift aber zu kurz: Auch wenn hierzulande niemand von den Übungen gestört werden würde ändert es nichts daran, dass Deutschland seine außenpolitischen Interessen mit militärischer Gewalt durchsetzt und Schießanlagen wie diese hier in Vaihingen ihren Beitrag dazu leisten. Die Bundeswehr ist eben nicht dazu da „uns“ zu verteidigen oder gar Humanismus und Demokratie in die Welt zu tragen. Die Bundeswehr ist schlicht eine imperialistische Interventionsarmee: Deutschland wird mittlerweile nicht nur am Hindukush, sondern auch in Mali, in Afghanistan, in der Sahara, im Sudan, am Horn von Afrika, im Mittelmeer, im Irak und zahlreichen weiteren Regionen „verteidigt“. Was die grün-rote Regierung 1999 mit dem ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr begann ist mittlerweile auf ganze 12 parallel laufende Auslandseinsätze angewachsen. Aller Militär-PR zum Trotz stehen dahinter offensichtlich vorallem nationale Wirtschaftsinteressen, wie schon 2010 Bundespräsident Köhler ganz offen zugab: „…dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren…“ Es geht um Zugang zu Rohstoffen, erschließung von Absatz- und Kapitalmärkten, und um generellen geostrategischen Einfluss. In den Worten des darauffolgenden Präsidenten, Gauck, und der ehemaligen Verteidigungsministerin, von der Leyen, geht es darum Deutschland müsse „mehr Verantwortung“ übernehmen.
Kommando Spezialkräfte üben „Im Bernet“…
Als wäre das nicht schon genug hat die Schießanlage noch eine besonder Brisanz: Zuständig für die Anlage ist nicht etwa das in Stuttgart sitzende Landesoberkommando der Bundeswehr, sondern die Kaserne in Calw. Dort sind die Kommando Spezialkräfte (KSK) stationiert, und sie trainieren eifrig hier in Vaihingen. Das KSK, die geheim operierende Elitetruppe des deutschen Militärs, ist bekannt für ihren Hang zum Faschismus: „Die Kommandosoldaten wissen genau, wo ihre Wurzeln liegen“ schreibt beispielsweise der ehemaligen KSK-Kommandeur Reinhard Günzel in seinem Buch über die KSK. Dabei bezieht er sich dabei auf die an Kriegsverbrechen beteiligte Spezialdivison „Brandenburg“ der Wehrmacht. Dass er außerdem, offiziell in seiner Funktion als KSK-Kommandeur, den Rassisten Martin Hohmann unterstützte dürfte da nichtmehr verwundern.
… und feiern „Im Bernet“
Dass das KSK in Vaihingen nicht nur das Töten übt sondern auch sehr ausgelassen feiert wurde 2017 bundesweit bekannt: Bei der Abschiedsfeier für einen Major, einer der vier KSK-Kompaniechefs, wurden unter anderem Songs der klar faschistischen Band „Sturmwehr“ gespielt und dazu der Hitlergruß gezeigt. Dass der KSK-Kompaniechef auch ein rassistisches Tattoo hat fiel bei der Bundeswehr offenbar niemand auf. Aufgedeckt wurde dies natürlich nicht durch einen der etwa 60 teilnehmenden Elitesoldaten, sondern durch die einzige Frau auf der Feier der reinen Männereinheit: Die Bekannte eines Soldaten sollte das Abschiedsgeschenk an den Major sein, nachdem er betrunken einen Hindernisslauf mit Schweinskopf-Werfen absolviert. Mit einvernehmlichem Sex hat die Frau gerechnet, nicht aber mit Hitlergrüßen und faschistischer Musik bei der deutschen Eliteeinheit, und machte es öffentlich. Statt Dank seitens der Bundeswehr für das Aufdecken faschistischer Umtriebe im KSK wurde sie bedroht („Ich weiß wie man Leichen rückstandslos beseitigt.“) und vom Verteidigungsministerium aufgrund ihres selbstbestimmten Sexuallebens als Prostituierte verunglimpft.
Werde aktiv!
Imperialistische Kriegspolitik, faschistische Spezialeinheiten und die Verachtung selbstbestimmter Frauen muss und sollte man nicht hinnehmen. Werd aktiv und organisier dich: Im Offenen Treffen gegen Krieg und Militarisierung!
Reportagen zur faschistischen Abschiedsfeier auf der Schießanlage „Im Bernet“
Y-Kollektiv: https://www.youtube.com/watch?v=G_oSUzT5iw8
Panorama: https://www.youtube.com/watch?v=GooDJk6Trgg
Panorama Bericht über Verleumdung der Zeugin durch die Bundeswehr: https://www.youtube.com/watch?v=ErRn2wI1Co8
Mit freundlichen Grüßen
Offenes Treffen gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart
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