Rund ein Viertel der Schutzsuchenden sind Minderjährige. Grande-Marlaska sicherte zu, deren Rechte zu respektieren. Bis zur Feststellung ihres Alters werden sie in einem völlig überfüllten Lager untergebracht. Das Rote Kreuz von Ceuta erklärte bereits, es sei heillos überfordert. Die Lage drohte am Dienstag nachmittag zu eskalieren: Innerhalb des Stadtgebietes gab es Auseinandersetzungen zwischen Marokkanern und der Polizei. Entlang des Grenzzauns schossen spanische Polizisten mit Tränengas auf die Menschen, die wiederum Steine warfen. El Faro de Ceuta veröffentlichte ein Video, das zeigt, wie spanische Uniformierte mit Schlagstöcken Männer von einer Mole ins Meer zurückprügeln. Das Gros der Migranten besteht bislang aus marokkanischen Staatsbürgern. Spanische Medien wiesen aber darauf hin, dass subsaharische Flüchtlinge, die in Marokko ausharren, auf dem Weg nach Ceuta seien, um das Schlupfloch zu nutzen.
Das Wegsehen der marokkanischen Polizei deuten spanische Medien als Zeichen der Verärgerung darüber, dass Spanien dem Anführer der sahrauischen Befreiungsfront Polisario, Brahim Ghali, im April die Aufnahme in ein spanisches Krankenhaus gestattet hatte, um eine Covid-Erkrankung zu behandeln. Die Polisario kämpft für die Unabhängigkeit der früheren spanischen Kolonie Westsahara, die Marokko seit Jahrzehnten besetzt hält.
Die Behandlung Ghalis sei eine rein humanitäre Entscheidung, erklärte das spanische Außenministerium – Marokko sieht das jedoch als politischen Affront. Auffällig ist, dass die zweite spanische Exklave in Marokko, Melilla, am Dienstag, wie gewohnt, von marokkanischen Polizisten abgeschirmt wurde. Offenbar will die Führung in Rabat ihrem spanischen Partner demonstrieren, dass der Posten als Türsteher Europas keine Selbstverständlichkeit ist, sondern seinen Preis hat – der türkische Despot Recep Tayyip Erdogan macht vor, dass in Sachen »Flüchtlingsabwehr« lukrative Deals möglich sind. Der Zeitung El Confidencial zufolge hat die spanische Regierung bereits ein millionenschweres »Hilfspaket« für Rabat auf den Weg gebracht, um dort die Kooperationsbereitschaft wiederherzustellen.
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