Bundeswehr wirbt trotz Widerstand weiter an Schulen – Göttinger Berufsinformationstag (GöBit) begleitet von friedlichen Protest und deutlichen Aktionen und überschattet mit mehren Hausverboten, Körperverletzung durch Polizist und absehbare Repression gegen Aktivist*innen. Der Göttinger Berufsinformationstag (GöBit), die größte Berufs- und Ausbildungsmesse in Südniedersachsen,wird jährlich von der Agentur für Arbeit, der Berufsbildenden Schule II, der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Göttingen, sowie der Initiative Südniedersachsen für Ausbildung auf dem Gelände der BBS II veranstaltet. Unterstützt wird die Veranstaltung unter anderem durch DGB, die Volkshochschule Göttingen, die Industrie- und Handelkammer Hannover, die Kreishandwerkerschaft Südniedersachsen, Sparkasse Göttingen und auch die Bundeswehr hat sich als Sponsor eingekauft.

Wie auch im letzten Jahr wollte die Bundeswehr wieder heranwachsendes Kanonenfutter an ihrem Stand auf der GöBit anwerben. Und auch wie im letzten Jahr wurde diesem Handeln auf dem Schulgelände friedlich entgegen gewirkt und deutlich gezeigt das die Bundeswehr in der Mitte der Gesellschaft nicht willkommen ist. Antimilitaristische Aktivist*innen verteilten zur Mittagszeit Flugblätter an den Eingängen, als auch dem Gelände der BBS II auf denen das tödliche Handwerk der Bundeswehr skandalisiert wird.
Aber auch in der Sporthalle, dort wo der Stand der Bundeswehr ihre Tötungsmaschinerie auf Stellwänden und Hochglanzmagazinen präsentierte, gab es wahrnehmbaren Protest gegen die Absicht Heranwachsende für Mord auf Verlangen anzuwerben. Am Stand der BW wurden Lieder, wie das Friedenslied von Brecht gesungen und Gedichte vorgetragen bis der Hausmeister Hausverbote erteilte und unter Zuhilfenahme der Polizei durchsetzte, niemand lehnte sich dem auf – man verlies die Sporthalle. Erste Zivilbeamte konnten dann schon ausgemacht werden, darunter auch unbekannte Gesichter – mutmaßlich vom militärischen Abwehrdienst (MAD).
Weitere Personen ließen nachdem die erste Aktionsgruppe die Sporthalle verlassen musste, mehrere hundert Schnipsel mit aufgedruckten Kreuz auf dem Filzboden fallen, auch diese Gruppe sollte den Saal verlassen und sie leisteten der Aufforderung nur durch verbalen Protest während des Weggehens Widerstand. Bundeswehrangehörige versuchten dann verzweifelt mit Schippe und Besen den Bereich des Armeestands „stubenrein“ zu bekommen, was sich allerdings als sinnlos erwies, da sie so die Papier-Schnipsel noch tiefer in die Fasern des Filsbodens trieben.
Eine weitere kleine Gruppe von Friedensaktivist*innen versuchte sich dann vor den Stand der Bundeswehr mit einem Transparent mit der Aufschrift „Halte deine Schule sauber! Militär wegfegen!“ zu stellen, dort gab es dann umgehend ein Hausverbot und erste Rempeleien durch Zivilbeamte gegen über den Aktivist*innen, allerdings wendeten sich unbekannte Zivilbeamte (MAD?) mit Stoßen gegen unbeteiligte Besucher*innen die neugierig schauten oder gar mit dem Handy ein paar Bilder machen wollten.
Draußen vor der Halle sammelten sich dann die verschiedenen Gruppen, entfalteten ihr Transparent, eine ältere Dame legte sich nahe des Eingangs auf den Boden, bis sie weggetragen wurde. Im Anschluss wurde von allen die Personalien festgestellt und ein Platzverweis bis 16 Uhr, dem Ende der GöBit, erteilt.
In Sporthalle der BBS II war mittlerweile „Ruhe“ eingekehrt, als ein gescheitelter, seriös gekleideter Mann in Seelenruhe, mit einen Schriftstück in der Hand und den Worten „ich darf mal“ an einem Offizier vorbei hinter den Stand der Bundeswehr ging und eine große Plastikflasche Tomatenketchup auf die Stellwände entleerte. Dabei ging ein Offizier mit Tarnanzug auf ihn los und auch eine Soldatin in Paradeuniform kam auf ihn zu, der Rest der Flasche reichte gerade noch um auch die „schneidig“ aussehenden hochrangigen Soldaten mit der roten, aber ungefährlichen Flüssigkeit zu benetzen. Noch hinter dem Stand trat dann ein sehr junger Polizist heran und erteilte Platzverweis, der Mann antwortete höflich und während er den jungen Polizist in ein Gespräch verwickelte nahm er sichtbar eine kleine Plastikflasche aus der Innentasche seines Mantels, schraubte sie auf und entleerte den Inhalt auf Hochglanzmagazinen die auf der Theke lagen. Er wurde dann sofort von dem jungen Polizist gepackt und Richtung Boden gedrückt, dabei entschuldigte sich der Mann bei den Passanten, die offensichtlich nicht ganz unbenetzt blieben und gab den Passanten mündlich eine Waschanleitung „30°c genügt zum waschen“. Ein älterer Polizist kam dazu, nahm den Mann an der Schulter während der Junge ihm dabei den Arm verdrete. Der Mann versicherte „das war’s, ich widersetze mich nicht, sie müssen keine Gewalt anwenden“ begann dann allerdings schon vor Schmerzen zu schreien, mit verdreten Arm wurde er aus der Sporthalle geführt. Unbeteiligte Personen mischten sich mit den Worten „der tut doch nichts“ oder „das ist keine angemessene Gewalt“ ein, sichtbar lies der ältere Polizist etwas locker, während der jüngere Polizist offensichtlich noch stärker den Arm verdrehte, was der Mann mit Schmerzrufen quitierte.
Bundeswehr bei GöBit Polizeigewalt bei GöBitVor der Halle war mittlerweile ein erhebliches Aufgebot von Polizei, auch die Göttinger BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit) die noch unter dem scheidenden Innenminister Schünemann installiert wurde, war da. Die Personalienkontrollen bei den anderen Aktivist*innen waren noch am laufen. Der junge Polizist ließ dann locker, da alle erkennen konnten, der Mann leistet keinen körperlichen Widerstand. Auch dem Mann wurden dann die Personalien abverlangt, er gab seinen Reispass und machte Angaben zu seiner Anschrift. Im Anschluss sollte er mit Gesicht und Jacke, die auch Ketchup abbekommen hatten, fotografiert werden – dem wollte sich der Mann widersetzen, erst als abermals Gewalt durch Polizei angedroht wurde – folgte der Mann auch dieser Aufforderung und lies sich fotografieren. Der Mann äußerte starke Schmerzen im Arm dem ihn der Polizist verdreht hatte, ein Polizist wollte darauf bestehen ihn einem Amtsarzt vorzuführen, dem entgegnete der Mann dass er einen Arzt seines Vertrauens aufsucht und nun genug Macht ausgeübt wurde.
Im Anschluss bekamen alle Aktivist*innen einen schriftlichen Platzverweis ausgehändigt und wurden bis über die Grenze des Schulgeländes begleitet. Dort ließen alle Kriegsgegner*innen noch mal die Geschehnisse Revue passieren, dann verlief man sich. Auf dem Fußweg zur Stadt begegnete man noch dem ein oder anderen Polizeifahrzeug.+
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